Mängel in Kinder- und Jugendpsychiatrie: Rechnungshof bestätigt Kritik der Volksanwaltschaft

Date of article: 01/09/2025

Daily News of: 03/09/2025

Country:  Austria

Author: Austrian Ombudsman Board

Article language: de

Der Rechnungshof ortet eine große psychiatrische Unterversorgung von Kindern und Jugendlichen in Österreich – und bekräftigt damit die Kritik der Volksanwaltschaft. „Die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung, die auch schon vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie von einem Mangel an Ressourcen geprägt war, kommt weiterhin an ihre Belastungsgrenzen“, hieß es zuletzt im Parlamentsbericht der Volksanwaltschaft über das Jahr 2024.

 

Sozialversicherung muss Versorgung ausbauen

Es seien zwar Strategien vorhanden, "jedoch fehlt es an der Umsetzung", wie der Rechnungshof in seinem Ende August veröffentlichten Bericht "Kinder- und Jugendpsychiatrie - Versorgungsplanung und Umsetzung" festhielt. So brauche es etwa einen bedarfsgerechten Ausbau der Sozialversicherungsleistungen. Die Sozialversicherung betonte in einer ersten Reaktion auf die Rechnungshof-Kritik, dass zuletzt fünf Ambulatorien und fünf neue Kassenordinationen für Kinder- und Jugendpsychiatrie eingerichtet worden seien. Volksanwalt Bernhard Achitz sagt dazu in einem ORF-Interview: „Die Verbesserungen sind auf einem derart niedrigen Niveau, dass es nicht zu einer wirklichen Bereinigung der Situation führt.“

Auch in den Spitälern gibt es große Versorgungslücken für Kinder und Jugendliche. Es werden deutlich zu wenige Fachärztinnen und Fachärzte ausgebildet, und auch bei Pflegekräften gibt es einen Mangel. Hier sind vor allem Länder und Ärztekammern gefragt.

 

Lücken auch bei Spitalsversorgung

Die Volksanwaltschaft stößt auf die Mängel einerseits im Rahmen der präventiven Menschenrechtskontrolle. Diese wird von sechs Kommissionen direkt in den psychiatrischen Kliniken durchgeführt, so gut wie immer unangekündigt. Andererseits beschweren sich Betroffene direkt bei der Volksanwaltschaft, etwa bei Sprechtagen. Achitz: „Wir hatten zum Beispiel den Fall einer jungen, magersüchtigen Frau, da war das Versorgungsangebot für ihre Form der Erkrankung praktisch nicht vorhanden.“ 

Die Mängel in der Spitalsversorgung, für die die Bundesländer zuständig sind, und die Mängel bei niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern hängen zusammen. „Es gibt Erkrankungen, da wartet man lange auf stationäre Aufnahme, und wenn man eine stationäre Aufnahme dann hinter sich gebracht hat, dann mangelt es sehr oft an der Nachbetreuung.“

 

Betreuung im vertrauten Umfeld

Es gibt aber auch Erfolgsbeispiele. Die Volksanwaltschaft hebt etwa die Eröffnung der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin an der Klinik Floridsdorf (Wien) positiv hervor. Die Betreuung und Behandlung der Patientinnen und Patienten erfolgt dort ambulant und tagesklinisch. Mit dem vierten von insgesamt sechs geplanten Ambulatorien, die sich seit 2018 in Umsetzung befinden, schafft die Stadt Wien zusätzliche Plätze für bis zu 600 Patientinnen und Patienten pro Jahr. Damit soll sichergestellt werden, dass Kinder- und Jugendliche in Zukunft möglichst wohnortnahe und in ihrem vertrauten Umfeld betreut werden können.

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