Bekämpfung des anhaltenden Antisemitismus braucht mehr als nur Erinnern

Date of article: 27/01/2015

Daily News of: 27/01/2015

Country:  EUROPE

Author: European Union Agency for Fundamental Rights

Article language: de

Der Internationale Holocaust-Gedenktag am 27. Januar gibt Anlass, das Andenken der Opfer des Holocaust zu ehren und uns das fortbestehende Problem des Antisemitismus in Erinnerung zu rufen. In diesem Jahr wird die FRA mit führenden PolitikerInnen, DiplomatInnen, renommierten Persönlichkeiten und ExpertInnen aus der ganzen Welt zusammenkommen, um den 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau zu begehen und darüber zu diskutieren, wie Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Europa wirksamer bekämpft werden können.

Die jüngsten tragischen Ereignisse in ganz Europa sind eine deutliche Mahnung, dass wir dringend gegen den in Europa immer noch existenten Antisemitismus vorgehen müssen. Wir dürfen es nicht bei der Erinnerung an den Holocaust zu Ehren der zahllosen unter der Herrschaft der Nazis brutal ermordeten Opfer belassen“, erklärte der Direktor der FRA, Morten Kjaerum: „Wir müssen alle Formen von Antisemitismus aus der Welt schaffen: vom offenkundigen Vandalismus gegen jüdische Einrichtungen bis zur stillschweigenden Duldung von Stereotypen und subtilen Formen von Hassreden im Internet und anderswo. Wenn wir Jüdinnen und Juden die Angst nehmen wollen, die sie auch heute noch in Europa verspüren, müssen wir uns mit antijüdischen Vorurteilen in allen Schichten der Gesellschaft auseinandersetzen und sollten Antisemitismus überall dort verurteilen, wo wir ihm begegnen.

Der FRA-Bericht „Diskriminierung und Hasskriminalität gegenüber Juden in den EU-Mitgliedstaaten: Erfahrungen und Wahrnehmungen im Zusammenhang mit Antisemitismus“ aus dem Jahr 2013, der sich erstmals auf vergleichbares Zahlenmaterial stützen konnte, machte deutlich, dass 66 % der Befragten Antisemitismus als ein großes Problem in ihrem jeweiligen Land sehen. Drei Viertel (76 %) gaben an, dass sich die Situation in den vergangenen fünf Jahren verschärft habe. Dies unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf vonseiten der EU und ihrer Mitgliedstaaten, die nach wirksamen Mitteln und Wegen zur Lösung dieses umfassenden und anhaltenden Problems suchen müssen.

Am 26. und 27. Januar nimmt die FRA an einer hochrangig besetzten Konferenz in Prag teil, die die tschechische Regierung zusammen mit dem Europäischen Jüdischen Kongress und dem Europäischen Parlament ausrichtet. Ziel der Veranstaltung „Let my people live!“ (Lasst mein Volk leben!) ist es, Multiplikatoren und EntscheidungsträgerInnen für das Problem des Antisemitismus, Rassismus und religiösen Radikalismus zu sensibilisieren, damit sie unterstützend einen rechtlichen Rahmen für die wirksame Bekämpfung dieser intoleranten und gefährlichen Tendenzen schaffen können.

Am 27. Januar bringt die FRA ihr Online-Schulungsmaterial Fundamental Rights and Holocaust Remembrance zu Menschenrechten und Holocaust-Gedenken heraus und veranstaltet begleitend hierzu einen Workshop für Bedienstete der Europäischen Kommission in Brüssel. Das Seminar dient dazu, über das Erinnern nachzudenken und zu erkunden, wie EU-Bedienstete in ihrer täglichen Arbeit auf aktuelle grundrechtliche Herausforderungen eingehen sollten. Die TeilnehmerInnen werden durch eine Reihe interaktiver Arbeitsgruppen geführt, in denen sie mit AusbilderInnen über die Verantwortung von Angehörigen des öffentlichen Dienstes diskutieren können. Die FRA hat den Workshop zusammen mit der Gedenkstätte der Wannsee-Konferenz erarbeitet und schließt damit eine von ihr entwickelte Reihe von Aktivitäten zur Holocaust- und Menschenrechtsbildung.

 

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