Salzburg: Warum musste eine Leiche über Nacht auf einer fremden Couch bleiben?

Date of article: 08/01/2022

Daily News of: 12/01/2022

Country:  Austria

Author: Austrian Ombudsman Board

Article language: de

Tragisch und vollkommen unerwartet starb eine 55-Jährige während eines Besuchs bei Bekannten auf deren Terrasse. Da sie um etwa 22.00 Uhr verstarb, gab es in der Stadt Salzburg keinen diensthabenden Amtsarzt mehr, der die Totenbeschau durchführen konnte. Birgit S. und ihre beiden Kinder mussten auf den nächsten Tag warten – mit der Leiche der Verstorbenen auf der Couch mitten im Wohnzimmer. Für Volksanwalt Bernhard Achitz ein Missstand in der Verwaltung.

Birgit S. hatte im Juni in Salzburg Besuch von einer guten Bekannten. Es war schönes Wetter, man saß auf der Terrasse zusammen und grillte. Doch plötzlich ging es der Bekannten nicht gut, und sie fiel frontal mit dem Kopf auf den Betonboden und blutete stark. Die Notärztin versuchte, ihr das Leben zu retten, aber „sie haben dann den Tod um kurz nach zehn festgestellt, man hat ihr nicht mehr helfen können“, berichtete S. in der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“ am 8. Jänner. Die Obduktion ergab später, dass sie an einem Aortariss gestorben war.

Stadt Salzburg: Leichenbeschau-Arzt nur bis 20 Uhr erreichbar

Die Rettung war da, die Polizei war da, aber niemand durfte die Leiche abtransportieren. Denn der Amtsarzt, der laut Salzburger Gesetzeslage die Totenbeschau durchführen muss, war nicht erreichbar. Es war nämlich schon nach 20 Uhr. Um diese Zeit endet die Bereitschaftszeit, alles andere wäre zu aufwändig, teilte die Stadt Salzburg der Volksanwaltschaft mit. Die Rettung darf Tote nicht mitnehmen, und die Bestattung darf Leichen in Salzburg nur nach der Beschau durch den zuständigen Amtsarzt abtransportieren.

Familie musste mit Leiche in der Wohnung übernachten

„Die Ärztin hat gesagt, Sie müssen mir jetzt sagen, wo wir die Leiche hinlegen sollen“, erinnert sich Birgit S. Weil im Elternschlafzimmer der 14 Monate alte Sohn schlief und im Zimmer der 14-jährigen Tochter ebendiese, blieb nur die Couch, mitten im nicht abschließbaren Wohnzimmer. Birgit S.: „Ich war dagegen, ich habe gesagt, jetzt war der Tod schon so dramatisch, und jetzt lassen sie uns die Leiche auch noch auf der Couch liegen, es war unbegreiflich.“

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